Sakrileg, Dan Brown

 

O, Draconian devil!
Oh, lame saint!
P.S.Robert Langdon suchen!

Der Ermittler Capitaine Bezu Fache findet die letzten Zeilen des mitten in der Nacht vor dem Gemälde der Mona Lisa ermordeten Museumsdirektors des Louvre, in Leuchtschrift geschrieben, vor und lässt unverzüglich Robert Langdon, der sich zur Zeit aus beruflichen Gründen in Paris aufhält, als dringend Tatverdächtigen in den Louvre bringen. Der Havard-Symbologe Langdon, dem Leser von Illuminati schon bestens bekannt, glaubt zunächst, seine beruflichen Fähigkeiten würden am Tatort gebraucht, denn Capitaine Fache hat die letzte Zeile des Rätsels vor Langdons Erscheinen beseitigt.
So versucht Langdon den Code zu knacken, der einen Hinweis auf den gewaltsamen Tod geben kann, und erkennt schon recht bald, dass der Tote auf die Werke Leonardo da Vincis aufmerksam machen wollte. Kurze Zeit später erhält er Unterstützung von der Enkeltochter des ermordeten Museumsdirektors, Sophie Neveu, einer Kryptologin der Pariser Polizei. Von ihr erfährt er auch, dass ihr Großvater der Sions-Bruderschaft angehörte, einer Verbindung, die seit Jahrhunderten ein Geheimnis vor der Öffentlichkeit bewahrt. Mit ihr zusammen gelingt ihm die Flucht vor Capitaine Fache und der Pariser Polizei bis nach London. Und Langdon wäre nicht Langdon, wenn er dem rätselhaften Mord nicht auf die Spur kommen würde...

Nach "Illuminati", einem Thriller, den ich, Mutter von zwei Kindern im Alter von vier und drei Jahren, auch schon in kürzester Zeit verschlungen habe, habe ich das Erscheinen von Sakrileg kaum erwarten können und wurde wieder nicht enttäuscht.
Das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, man möchte es kaum mehr aus der Hand legen. Der sympathische Havard-Professor Robert Langdon erlebt wieder Höhen und Tiefen auf der Suche nach dem heiligen Gral... Das Buch ist so gut konzipiert, dass man sich manchmal fragt, ob es sich wirklich um einen Roman handelt. Mich hat es beispielsweise dazu gebracht, eine Kunstpostkarte, die ich vor Jahren im Louvre erstanden hatte, wieder herauszusuchen um mir "Das letzte Abendmahl" anzuschauen, um herauszufinden, ob eine Person wirklich als Frau dargestellt wurde oder nicht.
Das Buch ist auf jeden Fall ein Muss für den Urlaubskoffer!

Diana-Beata Biever-Madsen

Direkt online bestellen!
Sakrileg-ISBN-978-3-7857-2152-0


Das Spionagespiel - Michael Frayn

 

Der bei uns in Deutschland vor allem durch seinen 1999 erschienenen Roman "Das verschollene Bild" bekannt gewordene englische Autor Michael Frayn, geboren 1933, hat einen neuen Roman vorgelegt: "Das Spionagespiel".

Erzählt wird die Geschichte zweier englischer Jungen, Stephen und Keith, beide ungefähr zwischen 10 und 11 Jahre alt, die mitten im Krieg, ihrer kindlichen Phantasie freien Lauf lassen und Detektiv spielen. Das einzige Grundstück, das in dem stillen englischen Villenvorort, in dem sie aufwachsen, von einer Bombe getroffen wurde, dient den beiden Jungen als Versteck. Von hier aus beobachten sie die Strasse und die Nachbarschaft, vermuten überall unterirdische Geheimgänge, sehen in einem harmlosen Nachbarn sogar einen vielfachen Mörder. Die Geschichte nimmt eine Wendung, als Keith, der phantasievollere der Beiden, der Führende, der den Spielen immer die Richtung gibt, eines Tages behauptet, seine Mutter sei eine deutsche Spionin. Von diesem Moment an beginnt eine neue Zeitrechnung: beide Jungs werden selbst zu Spionen und beschatten die Frau Tag und Nacht, legen ein "Lockbuch" an, in das alle Beobachtungen peinlich genau notiert werden. Selbst hinter der telefonischen Bestellung dreier Hammelkotletts beim Schlachter durch Keith`s Mutter vermuten die beiden einen Geheimbotschaft, die es zu entschlüsseln gilt. Als Stephen jedoch herausfindet, was wirklich hinter den merkwürdigen Botengängen von Keith`s Mutter steckt, nämlich ein Geheimnis, das er nicht zu enthüllen wagt und das seine Freundschaft zu Keith zunehmend belastet, gerät seine Welt aus den Fugen. Stephen Wheatley erinnert sich 60 Jahre später an die letzten Kriegsjahre, als er noch einmal die Stadt besucht, und am Ende für den Leser noch eine unerwartete Überraschung parat hält. Mich hat der Roman fasziniert und ich konnte ihn eigentlich nicht mehr aus der Hand legen, so spannend und gut ist er geschrieben. Man möchte als Leser unbedingt wissen, wie das Spionagespiel weitergeht, leidet mit Keith und Stephen mit und ist am Ende ganz verblüfft von der unerwarteten Wendung...

Diana-Beata Biever-Madsen

Direkt online bestellen!
Das-Spionagespiel-ISBN-978-3-446-20455-3


Das Maß der Welt - Ken Alder

 

Wie es zum Meter-Maß kam

Als in Hamburg an der Moorweide die Repliken der chinesischen Tonkrieger zu bewundern waren, hat der eine oder andere Besucher sicher am Rande registriert, dass der erste chinesische Kaiser, auf dessen Geheiß sie entstanden waren, auch für ein einheitliches Münz und Maßsystem in seinem "Reich der Mitte" gesorgt hatte. Was dort ein tyrannischer Herrscher aus praktischen Erwägungen schon im 3. Jahrhundert vor Christus fertig brachte, sollte im Abendland noch zwei Jahrtausende auf sich warten lassen. Bis in die Neuzeit hinein waren die Europäer, die sich seit kurzem sogar einer einheitlichen Währung erfreuen, daran gewöhnt mit weit mehr als "zweierlei Maß" zu messen. Die Elle, die der Tuchhämdler, vor sagen wir, 200 Jahren in Florenz anlegte, war nicht die seines Kollegen in Gent oder Brügge (allein in Deutschland gab es über 100 verschiedene Ellenmaße zwischen 0,5 und 0,8 m!). Und auch mit dem besten Paar Siebenmeilenstiefel hätte wer im Hannöverschen möglicherweise nicht die gleiche Strecke bewältigen können wie in Baden oder Hessen-Nassau. Auch die Feldmaße, mit denen man die Größe eines Ackers oder die Tagesleistung dessen benannte, der ihn pflügte, variierten von Landschaft zu Landschaft - bezeichnete etwa ein "Morgen" in Sachsen 27,7 a, so waren es in Würtemberg 31,5 a und in Bayern 34 a, was sich nicht zuletzt angesichts unterschiedlicher Flur- und Bodenverhältnisse leicht erklären lässt.

Die territoriale Zersplitterung hat eine Vereinheitlichung des Maßsystems in Europa sehr lange verhindert. So ist es kein Wunder, dass es Frankreich war, eine der am frühesten geeinten Nationen inmitten duodezfürstlicher Kleinstaaterei, das auf diesem Felde aktiv und schließlich "maßgebend" wurde. Das Buch, um das es hier geht, erzählt die Geschichte von Jean-Baptiste-Joseph Delambre (1747-1822) und Pierre-Francois-André Méchain (1744-1804), die ausgezogen waren, dem "weltweiten Durcheinander der Maßeinheiten ein Ende zu setzen", wie es DIE WELT in einer Besprechung am 17. Januar 2004 formulierte. "Sie waren", heißt es dort weiter, "Agenten des metrischen Systems und, wenn man so will, schon die Vorbereiter der Globalisierung un der großen Gleichmacherei". Ihre Überlegung: es galt ein Grundmaß zu finden, das allen Menschen auf der Erde gemeinsam ist. Dabei dachten sie an den vierzigmillionsten Teil des Erdumfangs. Bevor sie allerdings diesen Teil als neues, für alle verbindliches Maß bestimmen konnten, mussten sie eben diesen Erdumfang exakt ermitteln. Und so machten sie sich daran, durch ebenso fleißiges wie mühseliges Triangulieren einen Längengrad zu berechnen, und zwar den Meridian, der durch Paris verläuft. Was sie bei ihrem Unternehmen an Widrigkeiten der Natur, Gefährdungen durch Unfall und Krankheit sowie nicht zuletztBöswilligkeiten ihrer Zeitgenossen erlebten, das schildert dieser anregende Roman über ein interessantes Kapitel der Vermessungs- und Wissenschaftsgeschichte - der nichtzuletzt auch zeigt, dass Errungenschaften, die uns heute als selbstverständlich gelten, in Wirklichkeit oft von mutigen Männern und Frauen unter großen Opfern und Leiden erkämpft werden mussten.

Bleibt als Happyend nachzutragen, dass das Meter als neues Grundmaß (das griechische "Meter" bedeutet nichts anderes als "Maß") 1795 von der französischen Nationalversammlung offiziell beschlossen wurde. Und dass zu den 17 Staaten, die an der internationalen Meterkonvention von 1875 beteiligt waren, auch das Deutsche Reich gehörte. Im Übrigen wurde dieses Meter 14 Jahre später durch ein im Bureau International des Poids et Mesures in Sévres deponiertes Muster aus Platin-Iridium "materialisiert". Davon abgeleitet gibt es ein deutsches "Urmeter", das sich in der Physikalisch-Technischen Bundesanstallt in Braunschweig befindet. Nach verschiedenen, um größere Präzision bemühten Neu-Definitionen gilt heute die von 1983, die die Lichtgeschwindigkeit als Konstante zu Grunde legt: Ein Meter ist demnach die Länge der Strecke, die Licht im Vakuum während der Dauer von 1 / 299.792.458 Sekunden durchläuft.

Karl-Heinz Nerkamp

Direkt online bestellen!
Das-Maß-der-Welt-ISBN-978-3-570-00545-3


Die rote Stadt - Boris Meyn

 

Nach seinen beiden in Hamburg spielenden historischen Kriminalromanen "Der Tote im Fleet" und "Der Eiserne Wal" gibt es nun von Boris Meyn einen neuen. Der Leser trifft in "Die rote Stadt" auch einige der damaligen Personen und Alt-Hamburger Honoratioren und Bürger wieder. Interessant ist wieder die Darstellung der Stadtentwicklung und die der handelnden Personen der Handels und Stadtbaugeschichte.

Der Leser erfährt so zeitbezogene Zusammenhänge, die Boris Meyn auf Grund seines Fachwissens zur Hamburger Kunst- und Baugeschichte meisterlich mit zur thematischen Steigerung der Buchgeschichte einsetzt. Er baute in seine Handlung zahlreiche und zum Teil nicht mehr allgemein bekannte Informationen ein.

Im Klappentext heißt es: "Hamburg 1886: Im Hafen wächst ein riesiger Komplex heran, ein Jahrhundertwerk, die rote Stadt. Die Wirtschaft blüht und für ihre Bauprojekte ist den Hamburger Kaufleuten nichts zu teuer. Im Dovenhof gibt es sogar Fernsprecher, elektrisches Licht und den ersten Paternoster-Aufzug des Kontinents. Pech, dass bei der festlichen Eröffnung eine blutige Leiche in ihm ihre Runden dreht..."

Die Romanhandlung rankt sich dann um das Thema Abriss von hafennahen Wohnungen zwischen Binnen-Hafen, Sandtor-Hafen und St.Annen für den Bau einer Speicherstadt für die Kaufleute des Überseehandels; das neue Lagerhausgebiet soll auch Teil einer neuen Freihafenzone sein. Beschrieben werden auch die schlechten hygienischen Zustände und engen Wohnraumverhältnisse im Abrissbereich. Zudem erhält man einen guten Einblick in die Baukonstruktion der Speicherstadt. Aber dann fließen wieder Hintergründe, zum Beispiel von stadtpolitisch und wirtschaftlich motivierten Bauspekulationen, in die Handlung ein und zeigen historische Personen als Figuren des Kriminalromans.

Dem Stadtgeschichtlich interessierten Leser tun sich an etlichen Stellen deutliche Parallelen zur Gegenwart auf.Damals der Abriss von Arbeiterwohnungen für den Bau der Speicherstadt - heute die Umgestalltung der bis vor kurzem noch im Freihafengebiet liegenden Speicherstadt zum neuen innenstadtnahen Wirtschafts- und Lebensraum der HafenCity.

Gerd Hoffmann

Direkt online bestellen!
Die-rote-Stadt-ISBN-978-3-499-23407-1


Erika - Elke Heidenreich

 

Oder der verborgene Sinn des Lebens

"Manchmal weiß man gar nicht mehr, wo man hingehört im Leben. So wie Betty, die vor den Feiertagen Bilanz zieht: Es war, als hätte ich zu leben vergessen."

Schon nach den ersten Zeilen des kleinen, 62 Seiten umfassenden Taschenbuches, erkannte ich mich wieder: man hat das Gefühl, die Zeit rast, die Terminkalender sind voll, man hetzt von Termin zu Termin, schafft es zwischendurch nur noch, im Stehen Gyros mit Krautsalat oder eine Pizza zu essen, kurz gesagt, man fühlt sich völlig leer, ausgebrannt und zerschlagen....
So geht es auch Elisabeth, von ihrem Ex-Freund Franz, den ihre Mutter so gern als Schwiegersohn gesehen hätte, Betty genannt, die kurz vor Weihnachten einen Anruf von Franz erhält: er lädt sie ein, ihn in Lugano über die Feiertage zu besuchen. Nach kurzer Überlegung entscheidet sich Betty für den Besuch und nun heißt es erst einmal ein Weihnachtsgeschenk finden. Im KadeWe entscheidet sich Betty für ein riesiges, plüschiges Schwein, dass sie Erika nennt. Schon die ersten Meter, die sie mit Erika zurücklegt, ändern ihr Lebensgefühl, denn die Menschen lächeln sie auf einmal an, der Taxifahrer erkundigt sich nach dem Preis und genießt die Aufmerksamkeit, die er durch seinen Fahrgast erlebt, im Flugzeug nach Frankfurt bekommt das Schwein einen eigenen Sitzplatz in der ersten Klasse zugewiesen, im Flieger nach Mailand macht der Kapitän eigens eine Ansage für Erika, im Zug Richtung Lugano erfreuen sich viele Mitreisende am Schwein - Erika wächst Betty auf dem Weg nach Lugano so ans Herz, dass sie sich schon nicht mehr vorstellen kann, dieses Plüschschwein ausgerechnet Franz zu schenken... Franz, ja Franz, warum sollte sie eigentlich mit Franz Weihnachten, das schönste Fest des Jahres, feiern? Wie sich Betty entscheidet, müssen Sie als Leser schon selbst herausfinden!
Elke Heidenreich, durch die Moderation der Literatursendung "Lesen!" im ZDF bekannt, ist es gelungen einen wunderschönen Text über den Sinn des Lebens, und wie man ihn möglicherweise wiederfindet, zu verfassen und Michael Sowa, Illustrator zahlreicher Bücher, unterlegt die Eindrücke, die der Text hervorruft, mit ausdrucksstarken Bildern.
Dieses kleine Buch ist wirklich ein schönes Zusatzgeschenk zu Weihnachten.

Diana-Beata Biever-Madsen

Direkt online bestellen!
Erika-ISBN-978-3-499-23513-9


Supergute Tage - Marc Haddon

 

Ich heiße Christopher John Francis Boone. Ich kenne alle Länder der Welt und ihre Hauptstädte und sämtliche Primzahlen bis 7507.

Christopher ist fünfzehn Jahre alt und leidet am sogenannten Asperger-Syndrom, einer leichten Form des Autismus. Er ist gerne für sich alleine, mag keine fremden Menschen und hat nur wenige Bezugspersonen. Nach dem Tod seiner Mutter zwei Jahre zuvor lebt er nun mit seinem Vater in dem kleinen englischen Dorf Swindon. Dort geht er auf eine Sonderschule für „besonders förderungsbedürftige“ Kinder. Anders als seine Schulkameraden hat Christopher jedoch keine Probleme mit dem Unterrichtsstoff. Besonders Mathematik und die Naturwissenschaften haben es ihm angetan. Der Gedanke, dass es für alles einen logischen Lösungsweg gibt, gefällt ihm. Als aber eines Tages Wellington, der Hund der Nachbarn, ermordet wird, gerät Christophers streng geordnetes Leben aus der Bahn. Wie sein großes Vorbild Sherlock Holmes ermittelt er in diesem Fall und steht plötzlich vor dem größten Rätsel seines Lebens.

Bei seinen Recherchen in Sachen Hundemord entdeckt er etwas ganz anderes. Etwas, was seine kleine Welt wirklich aus den Fugen geraten läßt. Seine Mutter ist nicht, wie der Vater behauptet hat, im Krankenhaus gestorben. Sie lebt im London mit einem anderen Mann zusammen und hat ihm, ihrem Sohn, jede Woche geschrieben. Der Vater aber versteckte die Briefe.

Am Ende des Buches hat Christopher den Mord an Wellington tatsächlich aufgeklärt und seine Eltern bleiben getrennt. Aber jeder weiß wieder, wo er hingehört. Er ist mit recht auf sich selbst ungeheuer stolz. Hörte seine Welt bisher am Ende der Straße auf, ist sie nun so groß wie das All geworden. Christopher hat seine Angst überwunden und ist allein von seinem Dorf mit der Bahn zur Mutter nach London gefahren. Das bedeutet für ihn, daß er jetzt alles im Leben schaffen kann, was er möchte.

Der Autor Mark Haddon weiß, wovon er schreibt: Vor seiner Tätigkeit als Autor arbeitete er sechs Jahre lang mit geistig und körperlich beeinträchtigten Menschen zusammen. Die Schilderung des Lebens eines autistischen Jungen kommt hier ohne die üblichen Klischees aus: Christopher wird weder als verkanntes Genie noch als „Trottel“ beschrieben. Er ist ein ganz „normaler“ Junge, der genau wie alle anderen Ängste, Zwänge und Veränderungen in seinem Leben bewältigen muss. Dass er dennoch „anders“ ist, erfährt Christopher nur durch seine Umwelt.

Dirk Zwirlein

Direkt online bestellen!
Supergute-Tage-ISBN-978-3-89667-228-5


Die Handschrift von Saragossa - Jan Potocki

 

Der Geometer in der Sierra Morena

Spanien, Ende des 18. Jahrhunderts. In einem abgelegenen Nest in der Sierra Morena treffen sich ein paar Reisende, die auf dem Weg von Süden, von Andalusien, nach Madrid sind. Sie vertreiben sich die Zeit in dieser gottverlassenen Einöde damit, sich gegenseitig die Geschichte ihres Lebens zu erzählen. Unter ihnen ist auch ein Vermesser, Velasquez, der, als begüterter Grande, die Vermessung aber mehr als Hobby denn als Job betreibt. Was ihn allerdings nicht davor Schützt (und sei es auch nur in der Fantasie des Autoren, des polnischen Grafen Jan Potocki), diese Kunst mit der gleichen sturen Ernsthaftigkeit und Pedanterie auszuüben, wie man es seinen berufsmäßigen Kollegen nachzusagen pflegt. Im Folgenden - als weiteres Beispiel für das Bild des Vermessers in der Literatur - ein paar charakteristische Proben seiner auf das Mathematisch-Exakte eingeschränkten Weltsicht:

„In der Tat, entgegnete Velasquez, ich habe oft Ungeduld an anderen wahrgenommen und meinte immer, es müsse dies ein sehr unangenehmes Gefühl sein, das mit jedem Augenblick wächst, aber so, dass man das Gesetz seiner Progression nie genau feststellen kann. Im Allgemeinen kann man trotzdem sagen, es stehe im umgekehrten Verhältnis zur Gefühlsträgheit. Deshalb werde ich, der einer Gefühlserschütterung um das Zweifache kräftiger widersteht, erst in einer Stunde den ersten Ungeduldsgrad erreichen, während Sie schon den Zweiten erreicht haben. Diese Überlegung lässt sich auf alle Leidenschaften anwenden, die man für bewegende Kräfte halten kann…

Die Suche nach Glück, antwortete Velasquez, kann meiner Meinung nach wie die Auflösung einer Gleichung höheren Grades betrachtet werden. Sie kennen meine Dame den letzten Exponenten und wissen, dass er der Quotient aller Wurzeln ist, und bevor Sie die Divisoren erschöpft haben, kommen Sie zu den imaginären Wurzeln, und darüber vergeht der Tag in der ständigen Wonne des Rechnens und Ausrechnens…

Die Aufgabe, die Sie stellen, meine Dame, entgegnete Velasquez, beweist, dass die eine von den beiden Lieben (d.h. die im Laufe der Ehe zunehmende der Frau und die abnehmende des Mannes) in zunehmender Bewegung verläuft, die andere aber in abnehmender. Auf diese Weise muss ein Augenblick kommen, da die Liebenden einander vollkommen gleich lieben. Von da an mündet die Sache in die Theorie &qout;de maximis et minimis" ein, und das Problem kann in Gestalt einer Kurve dargestellt werden…“.

Reiner Schrader

Direkt online bestellen!
Die-Handschrift-von-Saragossa-ISBN-978-3-458-31839-2


Das Kind aus dem Moor - Morten H. Olsen

 

In der norwegischen Kleinstadt Oscarshavn bricht ein Brand aus, nach dessen Beendigung eine Prostituierte und ihre Tochter vermisst werden. Wie alle anderen rätselt auch der Antiquar Francis über deren Verbleib. Um so mehr ist er überrascht, als ein kleines Mädchen plötzlich vor ihm aus dem Nebel auftaucht, ihm die Stelle zeigt, an der die beiden Vermissten zu finden sind, und wieder verschwindet. Widerstrebend entschließt sich Francis, der Polizei davon zu berichten, und tatsächlich werden die Leichen der beiden Vermissten an dem bezeichneten Ort entdeckt. Nun wird der zurückhaltende Francis nicht nur der Polizei verdächtig, er gerät auch ins Kreuzfeuer der sensationslüsternen Presse. Da erweist sich das Auftauchen eines pensionierten Kommissars, der eine Parallele zu einem lange zurück liegenden Fall sieht, als Hilfe. Damals verschwand ein kleines Mädchen spurlos im Moor. Und wieder bekommt Francis einen übersinnlichen Hinweis, der ihm die Stelle angibt, an der das Mädchen zu finden ist. Auch dieser Hinweis erweist sich als richtig, doch nun tut sich ein Verdacht auf, der mit einer ganz konkreten Person in Oscarshavn zu tun hat. Der spannende Roman bezieht seinen Reiz bei weitem nicht nur aus der Schilderung der unheimlichen Ereignisse; noch faszinierender ist die Person des Protagonisten gestaltet, der gegen seinen Willen, unschuldig aber nicht zufällig, in einen Kriminalfall hineingezogen wird. Das Übersinnliche, so unvermutet es in das Leben des skeptischen Mannes einbricht, erscheint letzten Endes als etwas, das aus den gleichen Tiefenschichten aufsteigt wie die Liebe, der Glaube oder das Gefühl für Musik, das hier eine große Rolle spielt. Ein wunderbarer Roman vor dem grandiosen Hintergrund der norwegischen Landschaft.

Dirk Zwirlein

Direkt online bestellen!
Das-Kind-aus-dem-Moor-ISBN-978-3-492-70031-3


Die lange Reise des Jakob Stern - Rainer M.Schröder

 

Deutschland gleicht einem Hexenkessel. Die Grenzen sind abgeriegelt - für Juden ist es fast unmöglich Deutschland zu verlassen. Um ihren Sohn vor dem Nazi-Regime zu schützen, schicken Jakobs Eltern ihn mit einem der letzten Kindertransporte nach England. Als Jakob sich von seinen Eltern verabschiedet, hofft er, dass sie bald nachkommen werden. Doch er wird sie nie wiedersehen. Plötzlich ist Jakob auf sich allein gestellt. Im Zug freundet er sich mit Viktor, Lukas und Erika an. Mit ihnen überlebt er seine abenteuerliche und gefährliche Odyssee, die ihn um die halbe Erdkugel bis nach Australien führt. Der Autor schildert eindringlich den Schrecken der Kindertransporte sowie die Ablehnung, die den Kindern in Großbritannien entgegenschlug. Sie wurden häufig als billige Arbeitskäfte oder deutsche Spione gesehen. Das Buch empfehle ich nicht nur Jugendlichen ab 12 Jahren sondern auch Erwachsenen, die diese Zeit nicht aus eigenem Erleben kennen.

Dirk Zwirlein

Direkt online bestellen!
Die-lange-Reise-des-Jakob-Stern-ISBN-978-3-570-12645-5


Everest - Hrsg. Stephen von Venables

 

Von Gipfelstürmern und Vermessern

Am 29. Mai 1953 standen Edmund Hillary und Tenzing Norgay auf dem höchsten Gipfel der Erde - dort, wohin noch nie ein Mensch zuvor seinen Fuß gesetzt hatte. Zum 50. Jubiläum der Erstbesteigung dokumentiert dieser Bildband die Geschichte der Erkundung des Mount Everest vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in unsere Gegenwart.

Der Band enthält über 400 - zum Teil bislang unveröffentlichte - Fotografien aus den Bildschätzen der Royal Geographical Society und zeigt die Expeditionen ab 1921 in spektakulären Bildern, u.a. die ersten Luftaufnahmen des Mount Everest, das letzte Foto von George Mallory und Andrew Irvine und Hillarys epochale Fotografie von Tenzing Norgay auf dem Gipfel. Die Abbildungen erzählen auch vom Leben der Sherpa, der Arbeit und den Geräten der Vermesser im britischen Indien und zeugen nicht zuletzt von der Überwältigenden Schönheit des Everest-Massivs selbst.

Reiner Schrader

Direkt online bestellen!
Everest-ISBN-978-3-89405-465-6


Erfinder des Todes - Val McDermit

 

Kurzbeschreibung:

Dichtung und Wahrheit - nach diesem Rezept mordet ein Serienkiller in England. Seine Opfer: die berühmtesten Thrillerautoren. Seine Methode: Er tötet sie nach ihren eigenen Buchvorlagen. Schneller und härter als in "Ein Ort für die Ewigkeit" entfacht Val McDermid ein Feuerwerk psychologischer Raffinesse - und geht der eigenen Zunft an den Kragen. Eine selbstverliebte Queen of Crime und ein eitler Horrorspezialist sterben so, wie sie es in ihren Romanen für ihre Opfer minutiös ausgeklügelt haben. Und nicht nur diese bestialischen Morde rauben der Psychologin und Profilerin Fiona Cameron den Schlaf, denn auch Kit Martin, ihr Lebensgefährte, zählt zu den prominentesten Erfindern des Todes. Fiona wird bald klar, dass Kit ganz oben auf der Liste des Psychopathen steht

"Spannend bis zum Schluss"
Man stelle sich vor, Krimi-Autoren müssten damit rechnen, in der Realität auf dieselbe Weise ums Leben zu kommen wie die Opfer ihrer Storys. Sicher wären sie dann weniger fantasievoll bei der Erfindung mörderischer Rituale. Denn das Leben könnte zum Alptraum werden, wie die schottische Autorin Val McDermid in ihrem neuen Roman zeigt. Ein scheinbar völlig verrückter Killer hat es auf berühmte Thriller-Autoren abgesehen und befördert sie buchstabengetreu ins Jenseits. Fiona Cameron, Psychologin und Profilerin bei der Polizei, hat höchst privates Interesse an der Aufklärung dieser brutalen Morde, denn ihr Lebensgefährte Kit Martin ist ebenfalls erfolgreicher Thriller-Autor! Val McDermid hat einen raffiniert konstruierten Krimi geschrieben, in dem das verwirrend gewebte Netz aus Spuren und Hinweisen erst am furiosen Ende der Story ein logisches Muster ergibt. Bis dahin hält die toughe Lady den Leser auf Trab. Atemlos bangt er mit Fiona Cameron um das mutmaßlich nächste Opfer und schwitzt Blut, weil der Mörder immer näher an Kit heran kommt, während Polizei und Fiona noch im Dunkeln tappen. Und dann schnappt der Mörder zu, entführt Kit Martin. Den erwartet ein ungewisses Schicksal und den Leser eine lange Nacht ...

Dirk Zwirlein

Direkt online bestellen!
Erfinder-des-Todes-ISBN-978-3-426-62247-6


Der eiserne Wal - Boris Meyn

 

Nach seinem vor zwei Jahren erschienenen, in Hamburg spielenden historischen Kriminalroman "Der Tote im Fleet" gibt es nun von Boris Meyn eine Fortsetzung. Wobei das Wort "Fortsetzung" nicht ganz richtig ist: Der Leser trifft in "Der eiserne Wal" zwar einige der damaligen Personen, Alt-Hamburger Honoratioren und Bürger wieder. Aber dieser neue historische Kriminalroman spielt 15 Jahre später in einem ganz anderen Milieu. Interssant ist wieder die Darstellung der Stadtentwicklung und der handelnden Personen der Stadtbaugeschichte. Hier merkt man, dass Boris Meyn sein Fachwissen zur Hamburger Kunst- und Baugeschichte meisterlich zur thematischen Steigerung der Buchgeschichte einsetzen kann. So baut er in die Handlung zahlreiche und verschollen geglaubte Informationen ein. Einige der dargestellten Personenbilder sind nach der Lektüre, sicher in neuem Licht zu sehen. Das traf für mich ganz besonders auf die Person von Wasserbaudirektor Heinrich Hübbe zu - man möchte oft einiges mehr wissen und liest sich gespannt von Seite zu Seite.

Im Klappentext heißt es: "Hamburg im schwülen Sommer 1862. Windstille hält die großen Segler fest, die Stadt ist voller Auswanderer, und in der Bürgerschaft streitet man sich über das Großprojekt Hafenausbau. Zudem kursieren Gerüchte, in einem abgeschlossenen Hafenbecken gehe es nicht mit rechten Dingen zu. Ein Mord ruft schließlich Commissarius Bischop auf den Plan...". Die Handlung rankt sich dann um das Thema: Verhalten der Hamburger Kaufleute in der Umbruchzeit der segelschiffahrt zur Dampfschiffahrt sowie Einsatz neuer Kai-Verladungsmethoden mit modernen Kränen. Auch die "sozialen" Probleme mit der kurzfristigen gesunden Unterbringung der wartenden Auswanderer bis zum Auslaufen der zum Teil überbelegten Schiffe sind ein Thema. Aber dann greifen wieder Hintergründe von politisch motivierten Flächenspekulationen in die Handlung ein bzw. zeigen die historischen Personen als Teil des Kriminalromans.

Dem stadtgeschichtlich interessierten Leser tun sich an etlichen Stellen Verbindungen / Vergleiche zur Jetztzeit auf. So bei der Umsiedlung der Werften vom Grasbrook auf die südliche Elbseite, um stadtnahes Gelände für den Bau der Hafenbecken und Kaianlagen sowie des von einigen Reedern gewünschten abgetrennt lliegenden Auswandererbereiches zu erhalten. Für am Schiffbau interessierte Leser bietet der Roman einige Hinweise zur Baugeschichte des ersten Tauchbootes, des "Brandtauchers", die für dieses Buch auf eine Hamburger Werft verlegt wurde.

Gerd Hoffmann

Direkt online bestellen!
Der-eiserne-Wal-ISBN-978-3-499-23195-7


Zeit zu sterben - Leena Lehtolainen

 

Die Gewalt des Herzens
Ein Frauenhaus in Helsinki: Misshandelte Frauen, verstörte Kinder, prügelnde Kerle, die - um ihre Macht über das Opfer zu retten - kurzfristig Reue heucheln, um beim nächsten Mal umso hemmungsloser zuzuschlagen. Wer hier erst einmal landet, kann dem Teufelskreis aus Frust, Suff und Gewalt kaum noch entfliehen. Zumal sich die Hilfsmöglichkeiten in Grenzen halten: eine vorübergehende Zuflucht, ein paar trös-tende Worte, das Angebot zu gemeinsamer Therapie mit dem Partner. Als eine ehemalige Schutzsuchende von ihrem Mann zu Tode geprügelt wird, will sich Säde, eine der Sozialarbeiterinnen, mit ihrer Ohnmacht nicht mehr abfinden. Sie beschließt, der lauen Philosophie des Hauses ("Vor allem die Familie erhalten, die Frauen nicht zur Anzeige ermuntern") die Stirn zu bieten und die Probleme auf eine neue, ebenso unorthodoxe wie wirksame Weise anzugehen.
In dem Maße, wie ihre Pläne gelingen, wächst auch ihr Selbstvertrauen. Von der grauen Maus, die ein stilles, bescheidenes Dasein fristet, entwickelt sie sich zu einer aktiven, selbstbewussten Persönlichkeit, die auch ihrem Äußeren mehr Aufmerksamkeit schenkt. Wir erfahren von ihrer Kindheit im ländlichen Karelien, von ihrer Liebe zur Natur, von den kleinen, aber wertvollen Dingen des Alltags. So lernen wir sie verstehen und ihre Veränderung begreifen. Und wir freuen uns, wenn sie, allein und einsam wie sie - und durch ihre neue "Therapie" besonders - ist, am Ende jemanden findet, dem sie sich anvertrauen kann. Ein sympathisches Buch, dessen ganzer Facettenreichtum hier nicht geschildert werden kann, weil sonst zu viel verraten würde.

Reiner Schrader

Direkt online bestellen!
Zeit-zu-sterben-ISBN-978-3-499-23100-1


In Schlucken zwei Spechte - Harry Rowohlt

 

Harry Rowohlt
erzählt Ralf Sotschek sein Leben von der Wiege bis zur Biege
In Schlucken zwei Spechte

Wenn der Name Harry Rowohlt fällt, reichen die Assoziationen von „der spielt doch in der Lindenstraße mit“ über „ein hervorragender Übersetzer irischer Literatur“ und „ist der verwandt mit dem Rowohlt-Verlag?“ bis zu „ist das nicht dieser Schluckspecht?“.
Alles davon stimmt, aber darüber hinaus ist er ein fesselnder Erzähler mit einem bestechenden Sinn für Komik.

Im Gespräch mit Ralf Sotschek erzählt er aus seinem Leben. Sotschek, laut Klappentext Spezialist für BSE und das schwarze Gold der Iren (das Guiness), sorgt dafür, dass Rowohlts frei assoziative Gedanken hin und wieder in geordnete Bahnen gelenkt werden, nicht ohne selbst die eine oder andere Anekdote beizusteuern. So entsteht tatsächlich eine Chronologie des ausgesprochen facettenreichen bisherigen Lebens Rowohlts. Sieben Tage lang haben sich die beiden Männer unterhalten, und so gliedert sich das Buch in die sieben Kapitel „Kindheit“, „Lehrzeit“, „Amerika“, „Übersetzungen“, „Preise“, „Lindenstraße“ und „Griechenland“. Beide versichern, die Gespräche seien nicht im Wirtshaus beim Guiness, sondern im Garten eines Cottages an der irischen Westküste beim Tee aufgezeichnet worden. Ob dies der Wahrheit entspricht, ist eigentlich egal, denn ob Rowohlt aus seiner Schulzeit plaudert oder von seinen Lesereisen berichtet, ob er über seine Kriterien für übersetzenswerte Bücher redet oder sein Verhältnis zu Verlegern und Verlagen - immer bleibt es interessant und spannend. Wer hätte z.B. gedacht, dass man, indem man die Filiale einer bekannten Fisch-Imbiss-Kette besucht, erkennen kann, ob in der jeweiligen Stadt die Grünen im Rathaus sitzen?

Ach so - was es mit dem eigenartigen Titel auf sich hat, möchten Sie wissen? Dann müssen Sie das Buch lesen. Und Vorsicht beim Lesen in der Öffentlichkeit - es könnte passieren, dass Ihre Umgebung Sie wegen plötzlich und unkontrollierbar auftretender Lachsalven meidet.


Inga Brömel-Schäfer

Direkt online bestellen!
In-Schlucken-zwei-Spechte-ISBN-978-3-89320-053-5


Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran - Eric-Emmanuel Schmitt

 

Der Autor Eric-Emmanuel Schmitt legt mit seinem Roman "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" ein zu Herzen gehendes Buch vor, das man immer wieder gerne liest, verschenkt oder eben anderen Lesern empfiehlt. Schmitt, geboren 1960, arbeitet seit Beginn der 90er Jahre als Romancier, Dramatiker und Autor für Theater, Film und Fernsehen.
Erzählt wird die Geschichte von Moses, einem zwölfjährigen jüdischen Jungen, der täglich Monsieur Ibrahim in seinem Geschäft in der Rue Bleue in Paris aufsucht, weil er dort so gut unbeobachtet, wie er glaubt, Konservendosen stehlen kann. Monsieur Ibrahim ist Araber, genauer gesagt Sufi, was in seiner Branche eigentlich aber nicht auf die Herkunft schließen lässt, sondern nur bedeutet "nachts und auch Sonntags geöffnet."
Es entsteht eine Freundschaft zwischen Moses, genannt Mohammed, kurz Momo, und Monsieur Ibrahim. Momo leidet unter der Gefühlskälte seines depressiven Vaters, mit dem er, seitdem ihn Mutter und Bruder verlassen haben, allein lebt. In Monsieur Ibrahim findet Momo einen Menschen, der ihm zuhört und ihm die Geheimnisse des Glücks, die er dem Leben selbst und dem Koran entnimmt, erklärt, wie z. B. das Geheimnis des Lächelns, das nicht, wie Moses annimmt "nur etwas für glückliche Leute ist", sondern wie Monsieur Ibrahim ihn lehrt, "erst glücklich macht." Monsieur Ibrahim eröffnet dem Jungen eine neue Welt, ist an seiner Seite, als es um die ersten Liebeserfahrungen geht, verrät ihm, wie man Brigitte Bardot eine Flasche Wasser für 40 Francs verkauft, zeigt ihm, woran man eine reiche Gegend erkennt, wie man einer Frau den Hof macht oder erklärt ihm, warum man nur das behalten kann, was man verschenkt. Und er steht ihm bei, als Momos Vater den Jungen verlässt und Momo zunächst versucht, der Umwelt den normalen Alltag vorzuspielen. Nach dem Tod des Vaters nimmt Monsieur Ibrahim seinen Platz ein und beide machen eine Reise...

Mich hat das Buch über eine sehr ungewöhnliche Freundschaft sehr angerührt, es geht wirklich zu Herzen und man ist fast traurig, wenn man es nach den 100 Seiten aus der Hand legt. Ich bin gleich im Urlaub wieder in die Buchhandlung gegangen und habe mir das Buch "Oskar und die Dame in Rosa" von Schmitt besorgt, da mich auch die Art des Schreibens des Autors begeistert hat: mit einfachen, klaren Worten gelingt es ihm eine tiefgründige Geschichte zu erzählen, die man immer wieder gerne aus der Bibliothek zur Hand nehmen wird.

Diana-Beata Biever-Madsen

Direkt online bestellen!
Monsieur-Ibrahim-und-die-Blumen-des-Koran-ISBN-978-3-250-60055-8
weitere Rezensionen



Allerleibuch - Zwirlein